Wieder war
es einer dieser schönen Tage, wo die kleine Schildkröte Tilda
dachte, die Welt dürfte nur aus solch schönen Tagen bestehen.
Doch sie wusste genau, dass es nicht so sein kann, also genoss
sie diesen Tag ganz besonders. Bei ihrem letzten Ausflug war
ihr aufgefallen, daß die Sonnenblumenfelder schon ein klein
wenig gelb leuchteten. Nun war sie neugierig und wollte sehen,
ob sich die Blüten schon voll zur Sonne streckten. Tilda freute
sich jedes Jahr ganz besonders auf die vielen Sonnenblumen. So
machte sie sich auf den Weg zum Sonnenblumenfeld. Es war ein
weiter Weg. Immer wieder legte sie eine Pause ein und schaute
sich um. Denn es gab für Tilda immer etwas Neues zu bestaunen
oder zu beschnuppern. Sie roch gerne an Blüten, Gräsern oder
Pflanzen, die sie noch nicht kannte. Der Duft von Blüten und
Gräsern war jedesmal etwas Besonderes. Die Luft riecht auch
schon etwas nach Herbst, lange wird es nicht mehr dauern und der
schöne Sommer ist vorbei dachte Tilda. Um so mehr freute
Tilda sich über die Sonnenstrahlen. Endlich war sie da, es
war wundervoll. Die Sonnenblumen strahlten und lachten Tilda an.
Sie wiegten ihre Köpfe leicht hin und her, es war wie eine
Begrüßung. Sie suchte sich ein schattiges Plätzchen, dort legte
sie sich hin und betrachtete die Sonnenblumen mit klopfendem
Herzen. Immer wieder schaute sie in die vielen hübschen
Blütengesichter. Die Gesichter wurden immer deutlicher je länger
Tilda sie betrachtete. So schön zu sein wie eine Sonnenblume,
dass wünschte sie sich. Ach, sie wollte ja so viel. Sie
wollte fliegen können wie ihre Freundin die Schwalbe Katharina.
Katharina hatte ihr auch jedesmal viel zu erzählen, wenn sie von
ihren Flügen zurück kehrte. Wie schön die Erde aus der Luft
anzusehen ist. Oder wie schön es in einem anderen Land ist. Denn
Katharina konnte sehr weit fliegen. Doch sie wusste genau, dass
sie das alles nie haben konnte, auch wenn sie es sich noch so
sehr wünschte. Aber dafür konnte sie wunderbar träumen und in
ihren Träumen machte sie die verrücktesten Sachen. Da konnte sie
fliegen und sogar Fahrrad fahren. Doch das war ihr Geheimnis.
Sie erzählte es niemandem, denn keiner hätte sie verstanden,
sondern nur ausgelacht. Gerade als Tilda sich wieder auf den
Heimweg machen wollte, kam eine Schwalbe angeflogen. Sie flog
sehr tief und umkreiste Tilda ein paar Mal. Sie rief: „Hallo
Tilda erkennst du mich? Ich bin es, Deine Freundin Katharina.“
„Sicher erkenne ich dich. Du fliegst so fein und so elegant, so
kannst nur du fliegen.“ Katharina setzte sich auf einen
ausgetrockneten Lehmklumpen der neben Tilda lag. Sie erzählten
sich wieder Neuigkeiten, lachten und hatten viel Spaß
miteinander. Dann sagte die Schwalbe Katharina ein bißchen
traurig, dass sie sich jetzt für längere Zeit verabschieden
muss. “Ich mache eine längere Reise.“ „Aber du kommst doch
sicher wieder, oder?“, fragte Tilda. „Ja, Ja“, sagte Katharina,
„ein bißchen traurig bin ich schon, wenn ich dich so lange nicht
sehe.“ „Ich auch!“, sagte Tilda, „doch dafür kann ich mich die
ganze Zeit darauf freuen, dass du wieder kommst.“ Tilda pflückte
ein winziges Gänseblümchen und schenkte es ihrer Freundin
Katharina. Dann flog die Schwalbe mit der kleinen Blume im
Schnabel davon. „Ich denke ganz viel an dich und in meinen
Träumen fliege ich mit Dir zusammen bis zu den Wolken“, rief
Tilda ihrer Freundin nach. Tilda schaute so lange hinterher, bis
sie nichts mehr erkennen konnte. Es war schon etwas dämmrig
geworden, als Tilda an dem schönen Sonnenblumenfeld von der
Abendsonne begleitet nach Hause kroch.
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