Tildas
Schwester, die kleine Schildkröte Tina hatte neue Schuhe
bekommen. Normalerweise brauchen Schildkröten ja keine
Schuhe. Doch Tina brauchte welche. Sie scheuerte sich immer ihre
Füße auf, weil der Panzer auf ihrem Rücken zu schwer war für
ihre viel zu dünnen Beine. Also mußten ihre Füße durch Schuhe
geschont werden. Tina wollte ihre neuen Schuhe ausprobieren,
deshalb machte sie mit Tilda einen schönen Spaziergang. Sie
krochen in Richtung Fluß, wo die schönen Wiesen sind. Die Sonne
schien, es war ein schöner warmer Tag. Die ersten Schmetterlinge
waren auch schon unterwegs. Das Pfauenauge und der kleine Fuchs
kamen angeflogen. Sie riefen laut „Hallo, Hallo ! “, als sie die
beiden Schildkrötenkinder auf ihrem Spaziergang sahen. Die
Schmetterlinge waren Freunde von Tilda und Tina. Der kleine
Fuchs flog auf Tildas Panzer und das Pfauenauge setzte sich auf
Tinas Panzer. Eine Weile ruhten sie sich aus. „Wollt ihr uns
begleiten?“ fragte Tilda. „Ja“ riefen beide. Sie tanzten und
flatterten auf und ab vor lauter Freude. Nach einiger Zeit waren
sie an den Wiesen am Fluß angekommen. Sie staunten über das, was
in den Wiesen schon alles blühte. Tilda konnte sich wieder
einmal nicht satt sehen. Das schönste Wiesenschaumkraut
blühte da. Sie liebte Wiesenschaumkraut. Die ganze Wiese
leuchtete hell bis dunkel Lila. Es waren große und kräftige
Blüten, die auch sehr gut schmeckten. Besonders gut schmeckten
die dicken Knospen. Die beiden Schmetterlinge tobten sich so
richtig aus. Es war wunderbar, so von Blüte zu Blüte zu fliegen.
Tilda und Tina entschlossen sich, nach dem sie sich ordentlich
satt gegessen hatten, für ihre Mutter noch einen dicken
Blumenstrauß zu pflücken. Sie krochen tief in die Wiese hinein.
Ein bißchen feucht und kalt waren die Wiesen noch, aber das
konnte sie nicht davon abhalten noch tiefer in die Wiese hinein
zu kriechen. Alles um sich herum hatten sie vergessen. Die
Blumen wurden immer größer und schöner. Der Blumenstrauß war so
groß geworden, daß sie ihn kaum noch halten konnten. Die beiden
Schmetterlinge setzten sich auf den dicken Blumenstrauß und
sangen ein lustiges Lied. Als sie mit dem schönen
Blumenstrauß nach Hause kamen, freute sich die
Schildkrötenmutter sehr. Gerade wollte sie mit den Blumen ins
Haus gehen, als sie auf Tinas Füße sah. „Wo sind denn Tinas neue
Schuhe?“ fragte sie ganz entsetzt. Genauso entsetzt waren die
beiden Schildkrötenkinder und die beiden Schmetterlinge. Wo
hatte Tina ihre neuen Schuhe verloren. Sie mußten den ganzen Weg
zurück und auch in den Wiesen suchen. Sofort zogen sie erneut
los. Tina weinte leise vor sich hin. Ihre Schwester tröstete sie
und wischte ihr mit einem Büschel weichem Gras die Tränen fort.
Das Pfauenauge und der kleine Fuchs kamen angeflogen und riefen:
„Wir kommen auch wieder mit und helfen suchen, wir werden die
Schuhe schon wieder finden.“ Die beiden Schmetterlinge flogen
voraus, die beiden Schildkrötenmädchen krochen so schnell wie
sie nur konnten hinterher. Ganz außer Atem kamen sie bei den
schönen Wiesen an. Zuerst mussten sie kräftig pusten, dann
machten sie sich auf die Suche. Dort wo eine breite Spur von
zerdrückten Gras und Blumenhalmen waren, krochen sie wieder
hinein. Die beiden Schmetterlinge flogen ganz dicht über die
Blüten hinweg und suchten alle Spuren von oben ab. Die beiden
Schildkrötenkinder krochen wieder tief in die Wiese hinein. Sie
suchten und suchten. Es wurde schon langsam dämmrig. Ganz
betrübt und traurig wollten sie schon aufgeben, als der kleine
Fuchs laut rief: „Ich sehe etwas, hierher hierher.“ Tilda
schaute nach oben und kroch in die Richtung wo der Schmetterling
flatterte. Endlich, da lagen sie, Tinas Schuhe, beide fast
nebeneinander. Tilda nahm einen Schuh und Tina nahm einen.
Die Schuhriemen hatten sie sich um eine Pfote gewickelt, denn so
konnten sie mit den Schuhen ganz gut aus der Wiese heraus
kriechen. Die beiden Schmetterlinge zeigten ihnen von oben den
Weg. Vor der Wiese zog Tina ihre Schuhe wieder an und Tilda zog
die Riemen jetzt etwas fester damit Tina die neuen Schuhe nicht
mehr so schnell verlieren konnte. Dann bedankten sie sich bei
den beiden Schmetterlingen für die Hilfe. Aber die waren ja auch
glücklich, dass es gut ausgegangen war. Sie verabschiedeten sich
und tanzten noch etwas in der Abendsonne. Die beiden
Schildkrötenkinder beeilten sich, nach Hause zu kommen.
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