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Die Blumenwiese!
 
Tildas Schwester, die kleine Schildkröte Tina hatte neue Schuhe bekommen.
Normalerweise brauchen Schildkröten ja keine Schuhe. Doch Tina brauchte welche. Sie scheuerte sich immer ihre Füße auf, weil der Panzer auf ihrem Rücken zu schwer war für ihre viel zu dünnen Beine.
Also mußten ihre Füße durch Schuhe geschont werden.
Tina wollte ihre neuen Schuhe ausprobieren, deshalb machte sie mit Tilda einen schönen Spaziergang.
Sie krochen in Richtung Fluß, wo die schönen Wiesen sind. Die Sonne schien, es war ein schöner warmer Tag. Die ersten Schmetterlinge waren auch schon unterwegs. Das Pfauenauge und der kleine Fuchs kamen angeflogen. Sie riefen laut „Hallo, Hallo ! “, als sie die beiden Schildkrötenkinder auf ihrem Spaziergang sahen. Die Schmetterlinge waren Freunde von Tilda und Tina.
Der kleine Fuchs flog auf Tildas Panzer und das Pfauenauge setzte sich auf Tinas Panzer. Eine Weile ruhten sie sich aus. „Wollt ihr uns begleiten?“ fragte Tilda.
„Ja“ riefen beide. Sie tanzten und flatterten auf und ab vor lauter Freude. Nach einiger Zeit waren sie an den Wiesen am Fluß angekommen. Sie staunten über das, was in den Wiesen schon alles blühte. Tilda konnte sich wieder einmal nicht satt sehen.
Das schönste Wiesenschaumkraut blühte da. Sie liebte Wiesenschaumkraut. Die ganze Wiese leuchtete hell bis dunkel Lila. Es waren große und kräftige Blüten, die auch sehr gut schmeckten. Besonders gut schmeckten die dicken Knospen.
Die beiden Schmetterlinge tobten sich so richtig aus. Es war wunderbar, so von Blüte zu Blüte zu fliegen.
Tilda und Tina entschlossen sich, nach dem sie sich ordentlich satt gegessen hatten, für ihre Mutter noch einen dicken Blumenstrauß zu pflücken. Sie krochen tief in die Wiese hinein.
Ein bißchen feucht und kalt waren die Wiesen noch, aber das konnte sie nicht davon abhalten noch tiefer in die Wiese hinein zu kriechen. Alles um sich herum hatten sie vergessen. Die Blumen wurden immer größer und schöner. Der Blumenstrauß war so groß geworden, daß sie ihn kaum noch halten konnten. Die beiden Schmetterlinge setzten sich auf den dicken Blumenstrauß und sangen ein lustiges Lied.
Als sie mit dem schönen Blumenstrauß nach Hause kamen, freute sich die Schildkrötenmutter sehr.
Gerade wollte sie mit den Blumen ins Haus gehen, als sie auf Tinas Füße sah. „Wo sind denn Tinas neue Schuhe?“ fragte sie ganz entsetzt. Genauso entsetzt waren die beiden Schildkrötenkinder und die beiden Schmetterlinge. Wo hatte Tina ihre neuen Schuhe verloren. Sie mußten den ganzen Weg zurück und auch in den Wiesen suchen. Sofort zogen sie erneut los. Tina weinte leise vor sich hin. Ihre Schwester tröstete sie und wischte ihr mit einem Büschel weichem Gras die Tränen fort. Das Pfauenauge und der kleine Fuchs kamen angeflogen und riefen: „Wir kommen auch wieder mit und helfen suchen, wir werden die Schuhe schon wieder finden.“ Die beiden Schmetterlinge flogen voraus, die beiden Schildkrötenmädchen krochen so schnell wie sie nur konnten hinterher. Ganz außer Atem kamen sie bei den schönen Wiesen an. Zuerst mussten sie kräftig pusten, dann machten sie sich auf die Suche. Dort wo eine breite Spur von zerdrückten Gras und Blumenhalmen waren, krochen sie wieder hinein. Die beiden Schmetterlinge flogen ganz dicht über die Blüten hinweg und suchten alle Spuren von oben ab. Die beiden Schildkrötenkinder krochen wieder tief in die Wiese hinein. Sie suchten und suchten. Es wurde schon langsam dämmrig. Ganz betrübt und traurig wollten sie schon aufgeben, als der kleine Fuchs laut rief: „Ich sehe etwas, hierher hierher.“ Tilda schaute nach oben und kroch in die Richtung wo der Schmetterling flatterte. Endlich, da lagen sie, Tinas Schuhe, beide fast nebeneinander.
Tilda nahm einen Schuh und Tina nahm einen. Die Schuhriemen hatten sie sich um eine Pfote gewickelt, denn so konnten sie mit den Schuhen ganz gut aus der Wiese heraus kriechen. Die beiden Schmetterlinge zeigten ihnen von oben den Weg. Vor der Wiese zog Tina ihre Schuhe wieder an und Tilda zog die Riemen jetzt etwas fester damit Tina die neuen Schuhe nicht mehr so schnell verlieren konnte. Dann bedankten sie sich bei den beiden Schmetterlingen für die Hilfe. Aber die waren ja auch glücklich, dass es gut ausgegangen war. Sie verabschiedeten sich und tanzten noch etwas in der Abendsonne. Die beiden Schildkrötenkinder beeilten sich, nach Hause zu kommen.


© Mathilde Kilian 1995
 
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