Es war
ein ganz besonderer Tag für die kleine Schildkröte.
Sie wohnte in einer kleinen Stadt am
Fluss. Hier lebte sie mit ihrer Mutter und ihren beiden
Schwestern Gertraude und Tina. Gertraude war eine große
Schildkröte und sehr stark. Tina war klein doch ihr Panzer war
schwer. Tilda war dünn und ihr Panzer sah so zart aus, als ob er
bei der kleinsten Belastung brechen könnte.
Es waren drei muntere
Schildkrötenkinder.
In der vergangenen Nacht hatte Tilda
nicht gut geschlafen. Sie war sehr aufgeregt und hatte starkes
Herzklopfen als sie aufwachte. Es muss wohl ein sehr unruhiger
Schlaf gewesen sein.
Gertraude und Tina, die mit ihr in
einem Raum schliefen, mussten sich rütteln und schütteln, damit
die ganzen Holzspäne von ihren Panzern flogen. Denn ihr
Schlafraum war mit schönem weißen Sand und Holzspänen ausgelegt.
Tilda die kleine Schildkröte hatte in ihrem unruhigen Schlaf mit
den dünnen aber starken Pfoten die Holzspäne so sehr in die Luft
gestrampelt, dass sie durch den ganzen Raum geflogen waren. Die
Schwestern konnten es erst gar nicht glauben, dass Tilda diese
Unordnung gemacht hatte, weil sie doch sonst so ruhig war.
Gertraude beruhigte Tilda, als sie sah, wie aufgeregt ihre
Schwester war. Auch sonst passte Gertaude sehr gut auf Tina und
Tilda auf.
Sie war die Stärkere, man konnte sich
auf sie verlassen, wenn von irgendwo Gefahr drohte. Sie konnte
sich gut wehren. Wild und böse wurde sie, wenn die Schwestern
Hilfe brauchten.
Heute musste Gertraude sich ganz
schön anstrengen bis Tilda sich beruhigt hatte. Sie redete mit
ihr und streichelte zärtlich über ihren Kopf. Viel Zeit
brauchten sie, bis der Schlafraum wieder einigermaßen in Ordnung
war. Dann hörte sie auch schon die Mutter rufen: „Kinder
aufstehen. Ihr wisst ja, heute ist ein besonderer Tag. Es wird
nicht gebummelt.“
Die Mutter hatte schon Frühstück
gemacht, schöner frischer Salat und viel frisches Wasser.
Die Schildkrötenmutter hatte sich
heute besonders schön gemacht. Eine rotweiße Dahlienblüte hatte
sie sich zwischen Kopf und Panzer gesteckt. Wunderschön sah sie
aus. In ihrem kleinen Garten wo immer einige Blumen blühten,
hatte sie die Blume gepflückt.
Als die drei Schildkrötenkinder
gefrühstückt hatten, wurden sie auch noch etwas heraus geputzt.
Jede bekam eine bunte Schleife um den Hals gebunden. Fein und
lustig sahen sie aus. Die Mutter hatte immer gute Ideen. Sie
sammelte alles, was sie auf ihren Spaziergängen fand. Schleifen
oder Fäden, Kordeln schönes buntes Papier oder auch schöne
Blätter.
Wenn sie dann etwas brauchte, machte
sie daraus die schönsten Sachen. Die kleinen Schildkröten
fühlten sich wohl und waren zufrieden. Bei Gertraude dauerte es
nicht lange, bis die Schleife bei ihr wieder neu gebunden werden
mußte. Denn jetzt war es Gertraude die unruhig hin und her
zappelte. Bis sie gemeinsam nach draußen gingen, mußte die
Schleife bei Gertraude zum dritten mal neu gebunden werden.
Vor dem Haus warteten schon einige
Schildkröten aus der Nachbarschaft. Karl, eine Ältere und sehr
musikalische Schildkröte wartete auch schon vor dem Haus. Er
machte auf breiten Gräsern wunderschöne Musik. Die Gräser legte
er flach an seinen Mund und blies seine Atemluft fest auf die
Grasfläche. Darauf entstanden dann wunderschöne zarte Töne. Auch
heute spielte er ein schönes Lied. Es war das Lied von der
Nachtigall. Sie sang das erste Lied, das hinauf bis zu den
Sternen drang.
Alle Schildkröten, die draußen
warteten, stimmten ein in das schöne Lied der Nachtigall.
Gemeinsam zogen sie hinaus durch Wiesen und Felder zum Fluss, wo
Tildas Vater nach langer Zeit ankommen sollte. Die
Schildkrötenkinder hatten ihren Vater noch nie gesehen. Sie
waren sehr aufgeregt und so neugierig.
Tildas Vater war in eine andere
Kolonie gezogen, um anderen Schildkröten zu helfen. Dort war
eine schwarzbraune Mistkäferplage ausgebrochen. Diese Plage war
schwer zu bekämpfen. Die schwarzbraunen Mistkäfer hatten sich
unter die Panzer der Schildkröten eingenistet. Dadurch sind
viele Schildkröten krank geworden oder sogar gestorben.
Es war eine sehr schlimme Plage.
Die Starken und Gesunden haben sich
auf ihre Panzer gerollt und so die schwarzbraunen Mistkäfer
zerquetscht. Wenn sie auf dem Panzer liegen, kann es für sie
gefährlich werden, deshalb mussten sie dafür sorgen, ganz
schnell wieder auf die Pfoten zu kommen.
Aber dazu wurde sehr viel Kraft
gebraucht.
Nach einer langen und harten Zeit
haben sie es dann geschafft die schwarzbraune Mistkäferplage zu
besiegen. Von überall her waren Schildkröten gekommen, um zu
helfen. Diese traurige Zeit sollte jetzt vorbei sein. Eine
fröhliche Gesellschaft war es, die nun da unten am Fluß wartete.
Auf einmal wurde es unruhig. Im Wasser hatten sie eine
Schildkröte entdeckt. Karl die musikalische Schildkröte spielte
immer wieder das Lied der Nachtigall, was hinauf bis zu den
Sternen drang und alle anderen Schildkröten summten mit.
Aufgeregt liefen alle hin und her, als eine große Schildkröte
ans Ufer schwamm.
Es war Tildas Vater !
Müde sah er aus, doch es ging ihm
gut, denn auch er freute sich, seine Familie gesund und fröhlich
nach so langer Zeit wieder zu sehen. Von allen wurde er herzlich
begrüßt. Die Schildkrötenmutter gab ihm einen zärtlichen Stubser
auf die Nase.
Tina, Gertraude und Tilda sahen sich
alles etwas aus der Ferne an Gertraudes Schleife war schon
wieder verrutscht. Ganz stumm und sehr genau beobachteten sie
diese fremde Schildkröte. Als die Begrüßung von allen Seiten
vorbei war, bemerkte der Schildkrötenvater seine Kinder. Er
kroch ganz schnell auf sie zu und alle drei durften gleichzeitig
auf seinen Panzer klettern. Die ganze Scheu war mit einem mal
verschwunden. Mit viel Freude und dem schönen Lied der
Nachtigall, kroch die ganze Gesellschaft singend nach Hause.
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