Am Morgen
als Tilda ihren Kopf und ihre Stupsnase in den Wind hielt, roch
sie es sofort. Oh, wie hatte sie ihn gern, diesen Geruch.
Jetzt wusste sie, die Tage werden kürzer und sie kann nicht mehr
so lange am Abend durch die Wiesen und Wälder kriechen. Das
machte ihr jedoch nichts aus, denn den Herbst liebte sie sehr.
Jetzt mußte sie hinaus immer stärker wurde der Duft und der
Rauch des Kartoffelfeuers. Sie holte ihre Lappenpuppe klemmte
sie sich zwischen Panzer und rechten Vorderarm und kroch hinaus.
Die Puppe war ihr liebstes Spielzeug. Heute sollte sie einmal
wieder mitkommen und nicht immer nur zu Hause bleiben. Sie hatte
keinen Namen, sie hieß einfach nur Lappenpuppe, weil sie aus
lauter kleinen Stoffresten zusammen genäht war. Oben war ein
Stück als Kopf mit einem bunten Faden abgebunden. Die Augen
waren mit blauem Garn und der Mund mit rotem Garn eingestickt.
Mit gelbem Garn war ein runder Kringel als Nase gestickt. Der
Körper war mit Wollresten ausgestopft. Die Schildkrötenmutter
hatte sie für Tilda zusammengenäht. Auf ihre Puppe passte sie
besonders gut auf, denn Tilda hatte sie schon einmal irgendwo
verloren, aber dann doch wieder gefunden. Deshalb nahm sie ihre
Puppe nicht so oft mit nach draußen. Tilda kroch nun mit
ihrer geliebten Lappenpuppe hinaus zu den abgeernteten
Kartoffelfeldern. Leider musste die kleine Schildkröte eine
große Straße überqueren. Tilda war sehr vorsichtig und kam sehr
gut auf die andere Straßenseite. Nach ein paar Minuten, war sie
schon bei den Feldern. An verschiedenen Stellen rauchten und
glühten die Kartoffelfeuer. Tilda suchte sich ein kleineres aus
denn es konnte sehr heiß werden. Unter dem Kartoffellaub lagen
kleine Kartoffeln, die von dem heißen Rauch weich wurden und
sehr lecker schmeckten. Einige Freunde von Tilda waren
inzwischen auch angekommen, es war wie ein kleines Fest. Um
an die Leckereien heran zu kommen musste sie etwas näher an das
Kartoffelfeuer heranrücken, ihr lief schon das Wasser im Mund
zusammen. So sehr freute sie sich auf die Kartoffeln. Die
kleine Puppe legte sie sorgfältig zur Seite, damit sie besser an
das gute Essen heran konnte. Mit einem kleinen Stock den sie
fest zwischen ihren vorderen Pfoten hielt, stocherte sie in dem
heißen Laub herum, bis sie eine Kartoffel entdeckt hatte. Um sie
herum machten es die anderen Schildkrötenkinder genau so. Alle
hatten ihren Spaß und viel Freude dabei. Mit dem Stock schubste
sie die weiche Kartoffel aus dem heißen Laub heraus. Langsam
begann sie die dunkle Pelle abzuziehen, immer wieder kullerte
die heiße Kartoffel ihr aus den Pfoten. Doch dann hatte sie es
geschafft. Wie gutschmeckte es wieder. Es war wunderbar.
Sie schaute sich um und sah viele fröhlich schmatzende
Schildkröten. Tilda nahm ihre Puppe wieder vom Boden auf, wollte
sie drücken und unter ihren Panzer stecken, doch was war
passiert? Die Puppe hatte einen großen Brandfleck auf dem
Rücken. Tilda hatte ihre Puppe auf heißes Laub gelegt. In
ihrer großen Freude auf das Kartoffelfeuer hatte sie wieder
einmal nicht aufgepaßt und das heiße Laub an dieser Stelle
übersehen. Tilda pustete und klopfte alles Verkohlte von
ihrer Puppe ab und drückte sie fest an sich. Sie war sehr
traurig und dicke Schildkrötentränen kullerten auf die Erde.
Langsam kroch sie nach Hause mit dem leckeren Duft vom
Kartoffelfeuer in ihrer Stupsnase. Die Schildkrötenmutter
nähte sofort einen neuen Stoffrest auf den Brandfleck und schon
war nichts mehr von dem kleinen Unglück zu sehen. Ganz fest
drückte sie die kleine Puppe an ihren Kopf und ließ sie so
schnell nicht mehr los. Viele große und kleine Schildkröten
saßen noch, bis in den späten Abend hinein in fröhlicher Runde
um ein großes Kartoffelfeuer. Sie spielten Gitarre und sangen
ein ganz besonderes Lied dazu:
Es ruft mich in
den Tag, noch weiß ich nicht, ob er mich mag, mein Tag.
Doch dann sehe ich meine Gitarre, sie lacht mich an und ruft
mir zu.
Spiel mich, spiel mich. Ich möchte deine
Finger spüren, wenn sie die Saiten sanft berühren,
Spiel mich, spiel mich. Es ruft mich in den Tag. Jetzt
weiß ich es, dass er mich mag mein Tag.
Spiel mich, spiel
mich. Es ruft mich in den Tag.
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